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„Ja, sie war anders“: Ein Interview mit Jeroen Oude Sogtoen (Maison MONA DI ORIO)

26.04.2022 11:10

„Tradition heißt nicht, die Asche aufzubewahren – sondern das Feuer am Leben zu erhalten“: Dieses dem Renaissance-Humanisten Thomas More zugeschriebene Zitat passt perfekt zu Jeroen Oude Sogtoen und seiner Haltung zum Erbe von Mona di Orio.

Mona di Orio war eine Ausnahme-Parfümeurin – und in der Welt der Haute Parfumerie schon zu Lebzeiten eine Legende. Als die Schülerin des Jahrhundert-Parfümeurs Edmond Roudnitska im Dezember 2011 im Alter von 42 Jahren an den Folgen von post-operativen Komplikationen verstarb, wehten die Fahnen in nicht wenigen Herzen und Parfum-Blogs auf Halbmast.

Doch Jeroen Oude Sogtoen trägt die Fackel weiter. In die Zukunft. Gemeinsam mit ihm hat Mona di Orio einst das nach ihr benannte Parfumhaus aufgebaut; sie war „die Nase“, er „die Augen“ der Maison MONA DI ORIO. Die beiden kreativen Köpfe schenkten der Welt so wunderbare Duft-Kollektionen wie Les Nombres d’Or oder die grandiose Signature Collection.

Nun gab Jeroen Oude Sogtoen Essenza Nobile ein Exklusiv-Interview – und warf dabei einen ausgiebigen Blick „zurück nach vorn“…

Essenza Nobile: Im Jahr 2003 haben Sie Mona di Orio zum ersten Mal getroffen. Können Sie uns erzählen, bei welcher Gelegenheit Sie damals mit Mona zusammentrafen?

Mona di OrioJeroen Oude Sogtoen: Während der Kreation einer Luxushotel-Pflegelinie für ein Hotel-Konzept, das ich in Amsterdam entwickelte, war ich auf der Suche nach einem Parfümeur, der die Düfte für diese ZENOLOGY-Linie kreiert; also sprach ich das Museum in Grasse an und fragte, welche Firma ich zu diesem Zweck kontaktieren könne. Sie empfahlen mir, mit Accords et Parfums Kontakt aufzunehmen, was ich dann auch tat. Ich kontaktierte also diese Firma – und Frau Mona di Orio nahm den Telefonhörer ab. Wir begannen, uns zu unterhalten und ich teilte meine Ideen mit ihr. Nach drei Wochen kam ich nach Grasse, um sie zu treffen und wir arbeiteten ein paar Tage lang zusammen; wir teilten unsere Gedanken, Ideen und Leidenschaften. Für mich war das die Einführung in die Welt der Qualitätsparfums und in die Geschichte von Monsieur Roudnitska. Nach einigen Tagen des gemeinsamen Arbeitens entschlossen wir uns dazu, unser eigenes Parfumhaus zu gründen – mit Mona als Nase, Gesicht und Botschafterin der Marke und mir als dem Kreativdirektor der Maison MONA DI ORIO.

Essenza Nobile: Erinnern Sie sich noch an die ersten Eindrücke, die Sie von Mona hatten?

Jeroen Oude Sogtoen: Ja – Sie war anders. Anders auf die Weise, dass sie verblüffend und faszinierend war. Mit einer strahlenden Persönlichkeit und einem charakteristischen persönlichen Stil – fast schon dem Stil und der Grazie einer anderen Ära, sehr Art Déco. Ihre enorme Begeisterung für Düfte war mein Einstieg in die Welt der Qualitätsparfums.

Essenza Nobile: Sie sind eigentlich ein Modedesigner und Innenarchitekt. Können Sie uns ein wenig über Ihr Leben vor Maison MONA DI ORIO erzählen?

Jeroen Oude Sogtoen: Nach meinem Fachhochschul-Abschluss mit einem Diplom in Modedesign arbeitete ich tatsächlich zehn Jahre lang als Modedesigner. Dann ging ich über zum Innen-Design und entwickelte, gemeinsam mit Branchen-Spezialisten, das Konzept für The College Hotel in Amsterdam. Während der Kreation einer Luxushotel-Pflegelinie für dieses Boutique-Hotel gründete ich meine andere Firma ZENOLOGY ®. Für mich sind also Kreation, Stil und Design die Brücke zu anderen Feldern außerhalb der Mode.


Mona di Orio „Ja, sie war anders. (…) Mit einer strahlenden Persönlichkeit und einem charakteristischen persönlichen Stil; fast schon dem Stil und der Grazie einer anderen Ära – sehr Art Déco“: Mona di Orio

Essenza Nobile: Waren Sie denn schon vor Ihrem Zusammentreffen mit Mona an Parfums interessiert? Oder brachte sie erst den „Parfum-Aspekt“ in Ihr Leben?

Jeroen Oude Sogtoen: Mona eröffnete mir die Welt der Qualitätsparfums, von denen ich dachte, dass es sie gar nicht mehr gibt. Sie erzählte mir über ihr Leben an der Seite des berühmten Herrn Roudnitska – und so wurden mir Schritt für Schritt die Parfum-Geschichten offenbart.

Essenza Nobile: In welcher Weise hat Mona Ihr Leben – und inwiefern haben Sie ihr Leben verändert?

Jeroen Oude Sogtoen: Wir haben unsere Leben gegenseitig komplett verändert. Mona wurde die Botschafterin und die Frontfigur der Maison MONA DI ORIO; aber als Nase kann man einsam sein. Rohstoffe studieren, die Kreationen betrachten und mit voller Konzentration ungefähr neun Monate lang an einer neuen Kreation arbeiten ist ein mühsamer Job. Das Unternehmen, mit dem wir begannen, veränderte Mona, sie musste nun auch die Außendarstellung beachten. Eine Firma aufzubauen erfordert hundert Prozent deines Lebens, daher änderte sich von da an mein gesamtes Leben. Ich folge nun der Straße, die die Marke in die Zukunft bringen wird. Ich möchte dabei sicherstellen, dass die Marke Bestand hat – durch eine Konzentration auf Qualität und Glaubwürdigkeit.

Mona di OrioEssenza Nobile: Ihr Zusammentreffen mit Mona war ohne Zweifel ein Glücksfall für die Parfümeriewelt. Aber Mona war natürlich auch schon eine meisterliche Parfümeurin, bevor Sie beide sich zum ersten Mal trafen. Doch hatte sie damals noch nicht ihr eigenes Parfum-Label. Warum also war Ihr Zusammentreffen so entscheidend, um den „Stein ins Rollen“ zu bringen?

Jeroen Oude Sogtoen: Mona wollte einfach Parfums kreieren; sie sah sich selbst bis dahin nicht als Marke. Nachdem wir uns getroffen hatten, konnten wir eine Marke um die Person von Mona aufbauen. Ich regte sie dazu an, sich selbst als Namensgeberin einer Marke zu sehen, da ich dachte, dass es sehr interessant für die Leute wäre, zu wissen, wer die Düfte erschaffen hat. Als wir uns trafen, teilte sie ihre persönlichen Kreationen mit mir und zusammen erschufen wir Düfte mit einer Geschichte. Schritt für Schritt legten wir über die Jahre hinweg zusammen das Fundament der Maison MONA DI ORIO.

Essenza Nobile: 2011 schockierte die Nachricht von Monas Tod die Parfümeriewelt. Betrachten Sie sich selbst als „Vollstrecker“ von Monas künstlerischem Testament?

Jeroen Oude Sogtoen: Nein, es war nicht nur Monas, sondern unser künstlerisches Testament. Es ist etwas, das wir zusammen aufgebaut haben. Natürlich war es für mich eine große Herausforderung, wie die Marke nach Monas Tod fortzuführen ist – aber es war nicht nur Monas Testament. Die Marke war unser beiderseitiges künstlerisches Testament. Gewiss ist es ein falscher Vergleich, aber es ist wie Elternschaft. Es war unser gemeinsames Testament, unser Kind. Also: Nein, ich sehe mich selbst nicht als Testamentsvollstrecker. Aber wir führen die Ideen von Mona fort und ihre Ideen in Düften – und wie man sehen kann, habe ich die Marke in die Zukunft gebracht. Anstatt im Hintergrund zu sein, ist es nun meine Rolle, der Botschafter der Marke zu sein.

Essenza Nobile: Einer der wohl wundervollsten Düfte von Mona ist Violette Fumée. Nebenbei gesagt ist es ein Signatur-Duft, den Mona einst für Sie kreiert hat! Können Sie uns mehr über die Entwicklung dieses außergewöhnlichen Parfums erzählen – und wie es dazu kam, dass Mona einen solchen Duft für Sie erschuf?

Jeroen Oude Sogtoen „Wir haben unsere Leben gegenseitig komplett verändert“: Jeroen Oude Sogtoen, Geschäftsführer und Kreativdirektor der Maison MONA DI ORIO.

Jeroen Oude Sogtoen: Mona wollte einen Duft für ihren Partner kreieren, also für mich. Es war eine Geschichte über mein Leben und meine Erinnerungen. Mein Leben als Modedesigner, meine Liebe zu luxuriösen Interieurs, der Duft von Pfeifentabak von meinem Vater, Couture-Kaschmir und Wildleder. Dieser Duft war meine Kindheitsgeschichte. Mit koketten floralen Noten wie Veilchen und mit Pfeifentabak geräucherte Rose, die exquisite Geschmeidigkeit von Kaschmir und Wildleder und tiefen, harzigen Untertönen. Dieser warm glühende Duft evoziert meine sensorische Liebe zu Luxus und lässt mich fühlen, träumen, reisen und mich erinnern. Violette Fumée war mein persönlicher Duft, ich war also der einzige, der ihn getragen hat – und ich habe ihn nur zu besonderen Anlässen getragen. Nachdem Mona verstorben war, stellte ich dieses Parfum der Öffentlichkeit vor, da ich diese schöne Kreation mit der Welt teilen und ihr zeigen wollte, was sie für mich bedeutete.

Essenza Nobile: Welche der anderen Düfte der Maison MONA DI ORIO tragen Sie besonders gerne?

Jeroen Oude Sogtoen: Oudh Osmanthus, Cuir, Eau Absolue, Vetyver, Lux, Nuit Noire und unsere Duftneuheit Myrrh Casati. Ich trage alles außer Vanille und die Floraldüfte – obwohl ich durchaus der Meinung bin, dass Floraldüfte auch wunderbar auf Männerhaut zur Geltung kommen. Eines meiner Lieblingsparfums ist der Duft Carnation, der bald zurückkommen wird. Oudh Osmanthus ist mein Favorit, da er so besonders ist und mit dem magischen Oudh kreiert wurde – befleckt mit der Köstlichkeit von Osmanthus.

Essenza Nobile: Im vergangenen Jahr wurde das Design einiger MONA DI ORIO Flakons verändert. Das neue Design soll vom Bildhauer Constantin Brancusi und seiner Liebe zu ovalen Formen inspiriert worden sein. Warum haben Sie sich für ein verändertes Design entschieden?

Jeroen Oude Sogtoen: Nach Monas Tod ließ ich die Jahre Revue passieren und schaute zurück. Ich schaute aber ebenso auch nach vorne, was ich aus der Marke machen möchte, wie man sie auf das nächste Level des Luxus bringen kann. Ich stellte dabei fest, dass unsere eckigen Duftfläschchen nicht die Grundsätze unseres Hauses symbolisieren: KUNST, LICHT und NATUR.

Violette Fumée

Violette Fumée: bisherige (links) und aktuelle Version (rechts) mit neu gestaltetem Flakon-Design. „Nachdem Mona verstorben war, stellte ich dieses Parfum der Öffentlichkeit vor, da ich diese schöne Kreation mit der Welt teilen und ihr zeigen wollte, was sie für mich bedeutete.“

Sinnlichkeit war für Mona immer schon eine der maßgeblichen Inspirationsquellen – und ich empfand es so, dass die eckigen Flakons dies nicht symbolisieren. Da unsere Düfte nicht kantig sondern rund sind, wollte ich dies in den Flakons zum Ausdruck bringen. Ich wollte also mehr Sinnlichkeit im Design der Flakons haben und das ganze sinnliche Gefühl und die Liebe zum Art Déco, die Mona und ich teilten – das war eine logische Entscheidung. Das neue Design fängt besonders auch den Clair-obscur-Stil ein (eine andere Bezeichnung für Chiaroscuro – ein von starken Hell-/Dunkel-Kontrasten geprägter Malstil, von dem Mona di Orios Parfumkunst inspiriert war, Anm. d. Red.) und das war nicht der Fall bei unseren vorherigen Designs.

Essenza Nobile: Werden denn all die alten, eckigen Flakons mit ihrer Andeutung einer Champagnerflasche nach und nach vollständig vom Markt verschwinden – und womöglich eines Tages gefragte, kostspielige Raritäten sein?

Jeroen Oude Sogtoen: Ja. Ab diesem September wird die gesamte Kollektion in der neuen Verpackung erhältlich sein. Und schon jetzt sehen wir, dass Sammler der eckigen Flakons verstärkt versuchen, diese Sammlerstücke zu erwerben.

Mona di OrioEssenza Nobile: Eine weitere Neuerung war die Einführung einer neuen Linie namens „Monogram Collection”. Sie zielt darauf ab, den Geist von Monas Parfumkunst und ihres typischen „Chiaroscuro”-Stils aufzugreifen und mit der Kreation neuer Parfums fortzuführen. Der allererste Duft dieser Kollektion war Myrrh Casati von der Parfümeurin Mélanie Leroux. Ist schon ein weiterer „Monogram Collection”-Duft in Vorbereitung? Wir haben etwas von einer Art „Zwillingsbruder“ von Myrrh Casati läuten hören… können Sie uns schon etwas darüber erzählen?

Jeroen Oude Sogtoen: Ja, das stimmt. Mélanie Leroux und ich arbeiten simultan an neuen Düften.

Essenza Nobile: Sind eigentlich noch irgendwelche Parfum-Formeln und Duftkompositionen von Mona übrig geblieben, die bislang noch nicht enthüllt worden sind – und die eines Tages veröffentlicht werden?

Jeroen Oude Sogtoen: Mona hat viele Formeln kreiert; aber ich habe entschieden, die von Mona gemachten Kollektionen abzuschließen. Wie Sie aber wahrscheinlich wissen, hatten wir auch Kerzen in dieser Kollektion, die möglicherweise in der Zukunft zurückkommen werden.

Essenza Nobile: Können Sie uns zum Schluss noch etwas über ihre Zukunftspläne für die Maison MONA DI ORIO erzählen und was man als nächstes erwarten darf?

Jeroen Oude Sogtoen: Auf kurze Sicht bestehen die Zukunftspläne darin, die gesamte derzeitige Kollektion mit einer neuen Verpackung zu versehen. Nach und nach werden wir andere Düfte aus der Signature Collection wieder einführen. Ich arbeite ebenso an neuen Kreationen für die Monogram Collection - Proben, Sprays in Reisegrößen und Discovery-Sets, alle in Einklang mit der neuen Verpackung unseres Hauses. Jede Menge zu entdecken, also!

Essenza Nobile: Jeroen, hartstikke bedankt voor het interview!

Jeroen Oude Sogtoen


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