Markenportrait: Lorenzo Pazzaglia
Eine Parfumgeschichte, die mit Carbonara begann
Die Liebe eines Parfumschöpfers zu seinen Düften kann verschiedenste Ausgangspunkte haben: unvergessliche Kindheits- oder Reiseerinnerungen, üppig blühende Blumengärten – oder die wundersam duftende Sammlung von Vintage-Parfums im Nachttischschrank der Großmutter.
Bei Lorenzo Pazzaglia war es… die Küche seines Vaters. Der Mann, der von sich selbst sagt, dass er „in einer Küche geboren“ wurde, wuchs tatsächlich inmitten eines quirligen Restaurants auf. Und in einem solchen gibt es natürlich nicht nur zahlreiche Gaumenfreuden – auch die Nase ist täglich von verlockenden Genüssen verschiedener Art umgeben.
In jenem von seiner Familie betriebenen Speiselokal, dem Restaurant „Il Poggio“ in der Kleinstadt Cagli in Italien, ist ein ur-italienisches Gericht geradezu zu Hause: Carbonara! Das weltberühmte Pastagericht gibt es im „Il Poggio“ in zahlreichen Variationen: mit Pilzen und Trüffeln etwa, mit vegetarischen oder veganen Zutaten oder mit Fisch, Speck und Tintenfischtinte. Kein Wunder, dass sogar eines der Parfums von Lorenzo Pazzaglia „Carbonara“ heißt – und auch von ebendieser Speise inspiriert wurde.
Doch auch kulinarische Extreme sind auf der „Il Poggio“-Speisekarte zu finden: Weithin bekannt ist das Restaurant für seine „Suicide-Pizza“, die ihren makabren Namen nicht eben von ungefähr trägt. Bevor sie serviert wird, muss der Restaurantgast nämlich nicht nur eine Einverständniserklärung unterzeichnen, sondern obendrein auch noch einen Test mit einem Stäbchen bestehen, das mit reiner Carolina-Reaper-Plazenta getränkt ist. Carolina Reaper gilt als die schärfste Chilisorte der Welt. Wer es schlussendlich geschafft und die Suicide-Pizza verspeist hat, wird für dieses Gaumen-Martyrium mit einem T-Shirt belohnt, das ihn offiziell als „Überlebenden“ des chili-feurigen Restaurantbesuchs ausweist.
Das kurios-ironische Spiel mit der höllisch scharfen Gewürzschote hat freilich einen ernsthaften Hintergrund: Lorenzo Pazzaglia ist schon seit Jahren ein begeisterter Sammler und Züchter von Chili. In speziell ausgestatteten Gewächshäusern baut er sage und schreibe rund 120 verschiedene Chilisorten an, deren Samen er teils aus den entlegensten Gegenden der Welt nach Italien importiert hat. Und natürlich fließt diese besondere Passion auch in die Küche des Lokals „Il Poggio“ ein, für das er einige einzigartige Chili-Gerichte kreiert hat.
Ein Mann mit so außergewöhnlichen und sinnlichen Leidenschaften, stets umgeben von den herrlichen Aromen einer alles andere als gewöhnlichen Restaurantküche, wurde bald auch unwiderstehlich vom Metier nobler Düfte angezogen. „Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Parfums“, erinnert sich Lorenzo Pazzaglia heute.
Nachdem er jahrelang Parfums gesammelt hatte, ging er im Jahr 2014 erstmals dazu über, eigene Experimente mit Duftkreationen zu starten. Nach einem intensiven Selbststudium begann ein Spiel mit ätherischen Ölen, das für ihn bis heute nie seinen Reiz verloren hat: „Es war wunderbar, es hat mir wirklich Spaß gemacht – und ich wusste sofort, dass ich damit nicht aufhören würde“, erzählt Lorenzo Pazzaglia noch heute sichtlich begeistert: „Das Adrenalin, das ich verspürte, als ich nach monatelanger Mazeration darauf wartete, das Ergebnis zu riechen, war unbezahlbar!“
Vom Koch zum Duftschöpfer, von der Restaurantküche ins Parfumlabor – kann das funktionieren? Ja, und womöglich funktioniert gerade das besonders gut. Die Parallelen zwischen beiden Professionen liegen jedenfalls geradezu auf der Hand. Denn was ist die Komposition eines Parfums letztlich anderes als die Kreation einer köstlichen Mahlzeit für die Nase? Was ist ein Parfum – wenn nicht ein opulentes Drei-Gänge-Menü aus Kopf-, Herz- und Basisnote? Und ist ein Parfümeur letztlich nicht auch ein genialer Düfte-Koch, der mit vielfältigen Zutaten jongliert, experimentiert, ausprobiert… und dabei immer neue Kreationen erschafft?
2015 ging es dann richtig los mit der Lancierung seines ersten Parfums Extreme Passion – ein Wirbelwind aus cremig-blumiger Fruchtigkeit. Seither folgten mehr als 20 Parfumschöpfungen, die von der leidenschaftlichen Schaffenskraft eines Mannes zeugen, der am heißen Herd ebenso für seine Kreationen brennt wie in der kühlen Abgeschiedenheit eines Parfumlabors.
„Ich wuchs auf umgeben von den Gerüchen aus der Küche meines Vaters“, lässt Lorenzo Pazzaglia seinen bisherigen, ungewöhnlichen Lebensweg Revue passieren. „Ich lernte sie kennen und fand Freude am Kochen. Ich wurde Koch. Ich liebte und sehnte mich nach all den Düften dieses Landes, träumte und fantasierte über sie. Also beschloss ich, sie zu studieren, zu formen und zu erschaffen – und sie in die ganze Welt zu tragen…“
Herzlich willkommen also (und „benvenuto!“) in der extravaganten Düfte-Küche von Lorenzo Pazzaglia – der seine Nischenparfums mit derselben brennenden Hingabe und unkonventionellen Kreativität kreiert wie seine Chili-Spezialitäten in der Restaurantküche.
„Buon appetito!“