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Jungbrunnen Schlaf

12.04.2022 16:03

„Geh jetzt schlafen, damit du morgen schön bist…“

(Jean Anouilh – Antigone)

Und es gibt ihn doch: den Schönheitsschlaf! Manch eine(r) erinnert sich gewiss noch an unsere beliebte „Jungbrunnen“-Serie aus dem vergangenen Jahr. Bei meiner weiteren Suche nach etwas, das dem mythologischen Menschheitstraum vom „Jungbrunnen“ zumindest nahe kommt, bin ich auf ein Thema gestoßen, das zunächst eigentlich recht trivial klingt - es aber bei genauerer Betrachtung Jungbrunnen-mäßig ganz schön in sich hat: unser Schlaf.

Die Bedeutung des Schlafes wird zuweilen grob verkannt oder geringgeschätzt. Gerade in westlichen Industrieländern, in denen die Devise nicht selten „Zeit ist Geld“ lautet, wird der Schlaf oftmals sogar regelrecht verachtet, als vermeintlich unnützer Räuber von Lebenszeit. „Wer länger schläft als sieben Stund´, verschläft sein Leben wie ein Hund“, lautet etwa ein deutsches Sprichwort. Ganz anders betrachteten das hingegen etliche bekannte Dichter und Denker vergangener Tage, die oftmals wohl allein schon rein intuitiv um die Bedeutung des Schlafes für ihr eigenes Leben und Wirken wussten. Wie etwa Arthur Schopenhauer, der metaphorisch feststellte: „Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr“. Oder Heinrich Heine, der vom Schlaf nachgerade leidenschaftlich schwärmte: „Der Schlaf ist doch die köstlichste Erfindung!“. Franz Kafka erwehrte sich des Drangs zum Frühaufstehen mit einem regelrechten Aufschrei: „Dies frühzeitige Aufstehen macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muss seinen Schlaf haben!“, postulierte er - während Carl Zuckmayer dem Schlaf eine geradezu essenzielle Bedeutung für das Leben schlechthin zuschrieb: „Der eigentlich hervorbringende, fruchtbare Teil unseres Daseins ist der Schlaf“. Und für Goethe, der sich bekanntlich selbst regelmäßig mindestens neun Stunden Schlaf pro Tag gönnte, war der Schlaf sogar eine eigene Gottheit: „Ich habe nur zwei Götter: Dich und den Schlaf. Ihr heilet alles an mir, was zu heilen ist“, schrieb er einst an Charlotte von Stein.

Schlaf in der Kunst: Frederick Carl Frieseke, "Der Schlaf", 1903; Johann Baptist Reiter, "Schlummernde Frau", 1849.

Und jene göttlich-heilsame („Jungbrunnen“-)Wirkung, die Goethe dereinst dem Schlaf zusprach, ist heutzutage - dank moderner Schlafforschung - auch „streng wissenschaftlich“ mit klinischen Studien und Untersuchungen gut und umfangreich belegt. Ich habe einmal ein paar Beispiele für die aktuellen Erkenntnisse hierzu zusammengetragen – und war dabei selbst überrascht, wie viele mannigfaltige positive Aspekte der Schlaf für unser Leben haben kann...

  • Die neueste Studie zum Thema „Jungbrunnen Schlaf“ ist brandaktuell: sie wurde nämlich erst vor wenigen Tagen – am 14. Dezember 2010 – im Fachmagazin British Medical Journal veröffentlicht! Wissenschaftler des Department of Clinical Neuroscience am Karolinska Institutet in Stockholm haben dabei erstmals mit einer systematischen Untersuchung nachgewiesen, dass es den Schönheitsschlaf wirklich gibt. Und das geht so: 23 weibliche und männliche Versuchspersonen im Alter von 18 bis 31 Jahren wurden jeweils nach ihrem Schlaf fotografiert – und zwar einmal, nachdem sie acht Studen (von 23 bis 7 Uhr) geschlafen hatten, und ein zweites mal nach einer deutlich kürzeren Schlafdauer von nur fünf Stunden.  In beiden Fällen wurden sie für den Fototermin jeweils identisch zurecht gemacht und positioniert und zeigten einen möglichst gleichen Gesichtsausdruck. Die dabei entstandenen Fotos wurden anschließend 65 Testpersonen vorgelegt, die diese auf einer Skala bezüglich ihrer Attraktivität beurteilen sollten. Das Ergebnis: Nach acht Stunden Schlafdauer erreichten die Probanden in der Beurteilung durchweg deutlich höhere Beauty- und Attraktivitäts-Werte als mit nur fünf Stunden Schlaf.
  • Ausreichend Schlaf ist gut fürs Herz – und für ein langes Leben. Eine zu kurze Schlafdauer verdoppelt das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Das ist das Ergebnis der Whitehall II Studie, einer groß angelegten, über viele Jahre hinweg durchgeführten Verlaufsstudie der Universität Warwick und des University College London mit über 10.000 Versuchsteilnehmern im Alter von 20 bis 64 Jahren. Dabei konnte ermittelt werden, dass Menschen, die ihren regelmäßigen Schlaf über mehrere Jahre hinweg von zuvor sieben auf fünf Stunden reduziert hatten, ein dramatisch erhöhtes Sterblichkeitsrisiko aufwiesen. Zu wenig Schlaf begünstigt zudem Bluthochdruck, Herzinfarkt und Diabetes Typ II.
  • Frauen sollten besonders auf ausreichenden Schlaf achten – denn schon bei weniger als acht Stunden Schlaf pro Nacht erhöht sich deutlich ihr Risiko für Herz- und Kreislaufkrankheiten. Frauen, die acht Stunden pro Nacht schlafen, weisen im Blutbild wesentlich weniger typische Merkmale für Herz- und Kreislauferkrankungen auf als solche, die sieben Stunden oder weniger schlafen. Bei einer Schlafdauer von nur fünf Stunden sind im Blut außerdem die Anzeichen für eine mögliche kardiovaskuläre  Sterblichkeit deutlich erhöht. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung der Warwick Universität und dem University College London.
  • Schönheitsschlaf ist (auch) Männersache. Speziell bei Männern kann ungenügender Schlaf offenbar zu Doppelkinn und unschönen Speckrollen führen; das jedenfalls fanden Wissenschaftler der Universität von Chicago heraus. Vermutete Ursache: Durch den Schlafmangel wird die Produktion männlicher Wachstumshormone, die primär in der Tiefschlafphase erfolgt, eingeschränkt. Dies hat einen Verlust an Muskelmasse und die Entstehung von Fettansatz zur Folge, was wiederum ungeliebte Beauty-Killer wie Speckröllchen oder ein Doppelkinn entstehen lassen kann.
  • Schlaf macht schlau. Unglaublich – aber wahr: Der Schlaf hat sogar Auswirkungen auf die Intelligenz und unser Gedächtnis! Durch Schlafmangel wird die Gedächtnisleistung verringert. Wie der bekannte Schlafforscher Prof. Dr. Jürgen Zulley erläutert, wird im Tiefschlaf Wissen verarbeitet, im Traumschlaf werden motorische Fähigkeiten geschult. Wissen wird also im Schlaf abgespeichert – daher vergisst wesentlich leichter, wer zu wenig Tiefschlaf bekommt.
  • Genügend Schlaf hält schlank. Schweisstreibender Sport, quälende Diäten – was tut man nicht alles für die Schönheit und um überflüssige Pfunde zu verlieren. Aber: haben Sie es auch schon mal mit einfachem Schlafen probiert? Was zunächst erstaunt – im nächtlichen Schlaf werden immerhin weniger Kalorien verbraucht als bei körperlichen Aktivitäten am Tage – ist eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache: wer gut und ausreichend schläft, bleibt eher schlank. Schlafforscher erklären diesen Effekt so: Im Schlaf wird das Appetit hemmende Hormon Leptin ausgeschüttet – nur so gelingt es uns problemlos, eine ganze Nacht lang ohne Hungergefühle durchzuschlafen. Wird der Schlaf jedoch frühzeitig unterbrochen, kehrt der Hunger zurück. Verantwortlich dafür ist das Hormon Ghrelin, das im Wachzustand zu wirken beginnt. Kein Wunder also, dass Kurzschläfer im Durchschnitt wesentlich schneller zunehmen als Normalschläfer. So ergab etwa eine Langzeitstudie der Case Western Reserve University Cleveland mit mehr als 68.000 Frauen erhebliche Gewichtsunterschiede zwischen Kurz- und Normalschläferinnen. Bereits zu Beginn der Studie brachten Versuchsteilnehmerinnen, die sich regelmäßig nur fünf Stunden Schlaf pro Nacht gönnten, durchschnittlich 2,5 Kilogramm mehr auf die Waage als solche, die ausreichend schliefen. Doch damit noch nicht genug: Am Ende der Studie hatten die Kurzschläferinnen nochmals im Durchschnitt 1,5 Kilogramm zugenommen – und das, obwohl sie genauso viel Sport gemacht hatten wie die Normalschläferinnen...
  • Einen ganz ähnlichen Zusammenhang zwischen Schlaf und Übergewicht weist auch eine Untersuchung kanadischer Forscher der Universität Laval (Quebek) mit mehr als 400 Kindern im Grundschulalter (5 bis 10 Jahre) nach. Demnach ist das Risiko für Übergewicht bei Kindern ohne ausreichende Nachtruhe mehr als drei mal höher als bei solchen, die jede Nacht zwölf Stunden schlafen. Interessant: Bei der Studie wurde auch diverse andere mögliche Einflussfaktoren wie etwa die tägliche Nutzungsdauer von Fernsehen und PC, die Regelmäßigkeit sportlicher Betätigung oder aber das Gewicht, Bildungsniveau und Einkommen der Eltern analysiert – doch nichts davon hatte auf die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Übergewicht einen größeren Einfluss als die Dauer des täglichen Schlafes.
  • Ein einmaliger Quell der Vitalität: das Mittagsschläfchen bei der Arbeit. Schlafforscher der Universität Athen haben über sechs Jahre hinweg mehr als 23.000 Männer und Frauen zwischen 20 und 86 Jahren beobachtet. Das Ergebnis ihrer Untersuchungen: wer sich mindestens drei Mal pro Woche ein Nickerchen während der Arbeitspause genehmigt, senkt damit sein Risiko, an Herzversagen zu sterben, um sage und schreibe 64 Prozent! Der beruflich bedingte Stress wird durch den Mittagsschlaf abgebaut, und das Herz erholt sich während der Siesta. Die Schlafforscher empfehlen übrigens, das kleine Mittagsschläfchen bei der Arbeit möglichst regelmäßig einzulegen; wer dies nämlich nur gelegentlich und ab und an mal tut, senkt damit zwar auch noch immer das Risiko eines vorzeitigen Herztodes – dann aber lediglich um rund 12 Prozent.
  • Der Mittagsschlaf bei der Arbeit steigert außerdem auch die Arbeitsproduktivität und senkt das Risiko von Arbeitsunfällen: wie eine Studie der Nasa ergab, kann bereits ein Mittagsschlaf von rund 30 Minuten („Power-Napping“) die Aufmerksamkeit um beachtliche 35 Prozent erhöhen.  Ein Mittagsschlaf mit einem Umfang von 45 Minuten verbessert die geistige Leistung sogar erheblich; dies ist das Ergebnis einer Untersuchung der Harvard Medical School. Bei insgesamt drei Gedächtnistest schnitten Probanden nach einer 45-minütigen Siesta signifikant besser ab als die, die sich kein Mittagsschläfchen gegönnt hatten.

Wie man es also auch immer dreht und wendet: regelmäßiger, erholsamer und ausreichender Schlaf ist in jedem Fall ein Muss – und ein sowohl körperlicher und kosmetischer als auch geistig-mentaler „Jungbrunnen“ sondergleichen!

Wenn wir über den „Jungbrunnen“-Effekt reden, der dem Schlaf innewohnt, steht natürlich ein Thema ganz im Mittelpunkt des Interesses: die nächtliche Hautpflege. Aber warum bedarf es eigentlich überhaupt einer speziell abgestimmten Pflege für die Nacht? Ist die Haut nachts nicht genau die selbe wie am Tag? Warum also eine Nachtcreme?

Nachtcremes - die fleißigen Assistenten des Schönheitsschlafes

Der Schlaf ist von ganz besonderer Bedeutung für die Hautregeneration. Während die Haut tagsüber vor allem ihre Schutzfunktion wahrnimmt und damit beschäftigt ist, den schützenden Hydrolipidfilm aufrecht zu erhalten, werden im Schlaf Zellschäden, die tagsüber z.B. durch UV-Strahlung oder andere Umwelteinflüsse entstanden sind, repariert. Das Wachstumshormon HGH wird ausgeschüttet, und während des Tiefschlafs läuft die Zellteilung auf Hochtouren, ebenso wie die Durchblutung und die Versorgung mit Nährstoffen. Die nächtliche Regeneration der Haut folgt dabei einem eigenen Biorhythmus, nach dem man sozusagen die Uhr stellen kann; so zeigen etwa Studien, dass ungefähr um ein Uhr nachts die Zellteilung ihren Höhepunkt erreicht, während gegen vier Uhr morgens wasser- und fettlösliche Substanzen am besten die Haut durchdringen können...

Während wir also friedlich schlummern, ist unsere Haut hellwach und hochaktiv. Klar also, dass diese Tagesphase eine ganz besondere Hautpflege benötigt... doch was ist zu beachten, um den segensreichen „Jungbrunnen“-Effekt des Schlafes optimal mit der Nachtpflege zu unterstützen?

Ein paar Tipps...
  • Oberstes Gebot vor dem Auftragen der Nachtpflege ist eine sanfte, aber gründliche Reiningung der Haut und Entfernung von Makeup-Resten.
  • Wenn Sie eine trockene Haut haben, benötigen Sie eine reichhaltige Nachtcreme, die die Haut über Nacht pflegt, schützt und geschmeidiger macht.
  • Wer hingegen eine eher fettige Haut sein eigen nennt, sollte statt einer fettreichen Creme eine – fettarme – Feuchtigkeitspflege verwenden.
  • Bei der Mischhaut wiederum gibt es in der T-Zone (Kinn, Nase, Stirn) eine erhöhte Fettproduktion, die Wangen hingegen sind oft empfindlich und trocken. Ratsam ist es hier, eine reichhaltige Nachtcreme auf die Wangen aufzutragen, bei gleichzeitiger Aussparung der T-Zone. Dieser Bereich ist nachts im Grunde mit ein paar Tupfern leichter Feuchtigkeitspflege ausreichend versorgt. Eine Alternative wären Universal-Nachtcremes, die für alle Hauttypen – also somit auch für Mischhaut – geeignet sind.
  • Und auch reifere Haut, die zur Trockenheit neigt, verlangt nach besonderer Pflege in der Nacht – für sie gibt es spezielle fett- und feuchtigkeitsspendende Nachtcremes mit Anti-Ageing-Wirkstoffen gegen Falten.

Was wäre ein Themenspecial bei Edle Essenzen ohne ein zünftiges Interview mit einem ausgewiesenen Experten zum Thema? Im dritten und letzten Teil unserer Themenserie „Jungbrunnen Schlaf“ lassen wir einen Mann zu Wort kommen, der den Schlaf förmlich zum Beruf gemacht hat. Und der für die Rolle eines kompetenten Interviewpartners sowohl zum Thema „Schlaf“ als auch „Jungbrunnen“ geradezu eine Idealbesetzung darstellt - hat er doch bereits über beide Themenkreise viel beachtete Sachbücher geschrieben. Die Rede ist von Österreichs bekanntem Schlafforscher Prof. Dr. Manfred Walzl (Universität Graz), der sich für unser Gespräch dankenswerter Weise ganz besonders viel Zeit genommen hat, um uns interessante Einblicke in die geheimnisvolle und faszinierende Welt des (Schönheits-)Schlafes, der Träume und der Schlafforschung zu gewähren...

Prof. Dr. Manfred Walzl

Edle Essenzen: Herr Professor Walzl, haben Sie heute Morgen gut ausgeschlafen?

Manfred Walzl: Ja, danke, wie immer sehr gut. Ich habe das große Glück, abends abschalten zu können, womit einem guten Schlaf nichts mehr im Wege steht.

Edle Essenzen: Warum schlafen wir eigentlich? Und was ist das überhaupt, dieser Schlaf – eine Art vorübergehende Bewusstlosigkeit?

Manfred Walzl: Über diesen Punkt könnten wir lange diskutieren – genauso, wie es auch die Wissenschaft noch immer tut. Ist der Schlaf so eine Art Überbleibsel aus grauer Vorzeit, ein Bruchstück des Winterschlafs? Ist er ein Regenerationsmechanismus oder – ganz modern – ein Energiesparmodus? Im Grunde ist das doch egal. Tatsache ist: Ohne Schlaf gibt es kein Leben. Wir können wochenlang ohne feste Nahrung auskommen, tagelang, ohne zu trinken, aber keine 48 Stunden ohne Schlaf. Sonst handeln wir uns ziemliche Probleme ein, körperlich wie geistig. Und was die Frage zur Bewusstlosigkeit betrifft: In manchen Schlafperioden, zum Bespiel in den REM-Phasen, also den Traumperioden, ist unser Gehirn sogar aktiver als im Wachzustand.

Edle Essenzen: Wie viel Mysterium und Rätsel steckt nach dem augenblicklichen Stand der Schlafforschung noch in der Thematik „Schlaf“? Ist dazu schon alles Wesentliche gesagt und erforscht, oder gibt es da noch jede Menge Neuland zu entdecken?

Manfred Walzl: In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat die Schlafforschung unglaubliche Fortschritte gemacht. Und im Schlaflabor entdeckt man beinahe täglich Neues. Wie sonst könnten wir schon unter 120 verschiedenen Diagnosen von Schlafstörungen unterscheiden? Aber es stimmt schon: Vieles liegt noch im Dunkeln und wartet darauf, entdeckt zu werden, etwa das Phänomen des Träumens, der REM-Stadien und so weiter...

Edle Essenzen: ...Ihr Arbeitsplatz ist also dauerhaft gesichert?

Manfred Walzl: Zweifellos. Auch die Weltgesundheitsorganisation, die WHO in Genf, ist übrigens ähnlicher Meinung. Sie hat die Schlafstörungen neben Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Lungenkrebs zu den vier großen Herausforderungen für die Medizin der nächsten fünfzig Jahre gereiht. Da gibt es also noch viel Arbeit …

„Ein ausreichender und qualitätsvoller Schlaf ist ein wirklicher Jungbrunnen (...) Der Schlaf kann vieles wieder gut machen. Er ist ein ganz bestimmender Faktor unseres Lebens, ein Spiegel unserer Seele. Da haben Haut und Schlaf ja viel gemeinsam“…

Edle Essenzen: Wie und warum wird man eigentlich Schlafforscher? Schlafforscher ist ja nicht unbedingt der klassische Beruf, von dem man schon als kleiner Junge im Sandkasten träumt. Wann sind Sie über das Thema „Schlaf“ gestolpert und haben erkannt, dass das ein Feld ist, das beackert werden muss?

Manfred Walzl: Wie vieles im Leben – es war der Zufall. Nunja, eigentlich nicht ganz. Ich wollte zwar immer schon Arzt werden, hatte aber auch eine journalistische Ader und habe neben meinem Job bei einer Tageszeitung studiert. Einer meiner ersten Leitartikel auf Seite 1 hat sich mit der Müdigkeit am Steuer beschäftigt, da wir damals eine ganze Serie von Schläfrigkeitsunfällen in der Steiermark hatten. Damals habe ich erstmals auf das Problem Sekundenschlaf und ‚die stille Beifahrerin‘, die Müdigkeit am Steuer aufmerksam gemacht. Viel später hat sich dann die Chance ergeben - ich war damals in der Arteriosklerose- und Hirnforschung tätig - in das relativ neue Fach Schlafmedizin zu wechseln. Und da bin ich nun schon seit vielen Jahren.

Edle Essenzen: Napoleon Bonaparte sagte einmal: „Vier Stunden schläft der Mann, fünf die Frau - und sechs Stunden ein Dummkopf“. Was würden Sie ihm aus Sicht der heutigen, aktuellen Schlafforschung antworten?

Manfred Walzl: Schlaf ist natürlich individuell. Tatsächlich sagt man von Napoleon, er habe nur vier Stunden Schlaf gebraucht, Einstein dafür elf. Vielleicht war Einstein deshalb gescheiter. Spaß beiseite: Tatsächlich brauchen Frauen zwischen acht und neun, Männer zwischen sieben und acht Stunden Schlaf. Das schaffen wir aber leider kaum noch.

Edle Essenzen: Goethe schlief nie weniger als neun Stunden, der von Ihnen eben erwähnte Albert Einstein sogar bis zu zwölf Stunden pro Tag. Also immerhin doppelt so lange wie Napoleon es allein einem „Dummkopf“ zugestehen wollte. Beide Herren sind ja nun aber nicht gerade als klassische „Dummköpfe“, sondern eher als Inbegriff des Genies schlechthin bekannt. Ist es reiner Zufall, dass gerade diese beiden so herausragenden Köpfe der Geistesgeschichte fast den halben Tag lang schliefen? Oder gab es möglicherweise irgendeinen Zusammenhang zwischen ihrem Genie und der ausgedehnten Schlafdauer? Brauchten sie vielleicht so viel Schlaf, um ihr geniales Lebenswerk überhaupt erschaffen zu können?

Manfred Walzl: Eines ist klar: Wer zu wenig schläft, bekommt früher oder später Probleme mit seiner Hirnleistung. Ausreichender Schlaf ist – daran gibt es nichts zu rütteln – die Basis dafür, dass wir ordentlich funktionieren. Die Wissenschaft konnte aber auch in einzelnen Studien belegen, dass ein Zuviel an Schlaf offensichtlich auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Daher nochmals: Die gerade gemachten Empfehlungen über die Schlafdauer sind so etwas wie die Richtschnur, die man einfach als Vorgabe nehmen muss. Ich weiß schon: Schlafen ist heutzutage nicht mehr chic. Doch gegen die Natur können wir nun mal nicht an.

Edle Essenzen: Sind Schlafgewohnheiten eigentlich beliebig änderbar, oder inwieweit ist das individuelle Schlafbedürfnis fest in uns verankert und vorprogrammiert? Mussten also Einstein und Goethe so lange schlafen, oder hätten sie sich auch problemlos einen anderen Schlafrhythmus und eine deutlich kürzere Schlafdauer „antrainieren“ können, ohne davon Schaden zu nehmen?

Manfred Walzl: Nein, wir sind sozusagen programmiert. Machen wir uns nichts vor: Jeder kennt doch – wenn er ehrlich zu sich selbst ist – ziemlich genau seinen Schlafbedarf. Das ist wie mit einer Kreditkarte. Wenn sich die Schlafschulden anhäufen, wenn man tagelang zu wenig geschlafen hat, dann kommt der geistige Konkurs. Man ist nicht mehr aufmerksam, macht Fehler und baut Unfälle. Aber eines sei auch gesagt: Es gibt sie wirklich, die Eulen und die Lerchen, also die Früh- und Abendmenschen. Das sollte man auch im Arbeitsbereich berücksichtigen.

Edle Essenzen: Wenn die Schule, die Universität oder die Arbeit ruft, dann reißt uns der Wecker oft schon sehr früh morgens jäh aus den Träumen, unterbricht also künstlich unseren Körper bei einem Prozess, der offensichtlich noch nicht abgeschlossen ist – nämlich dem Schlaf. Ist das einfach „nur“ unangenehm und lästig, oder hat es auch weiter reichende Folgen?

Manfred Walzl: Der Wecker braucht einen doch gar nicht aus den Federn zu reißen, wenn wir ausreichenden oder noch besser: qualitätsvollen, Schlaf gehabt haben. Natürlich steht jeder beim Anschlagen des Klöppels senkrecht im Bett. Das ist nicht angenehm. Da empfehle ich doch schon eher den Lichtwecker, der sanftes, aber immer helleres Licht abstrahlt, wobei es trotz geschlossener Augen über eine Verbindung zwischen unserer Netzhaupt und dem Hirnstamm zu ausreichenden physiologischen Weckreizen kommt, die nicht als unangenehm empfunden werden. Übrigens gilt eine alte Regel: Möglichst immer zur selben Zeit ins Bett und zur selben Zeit aufstehen – das ist ein Teil der idealen Schlafhygiene und entlastet den Wecker.

„Ausreichender Schlaf ist – daran gibt es nichts zu rütteln – die Basis dafür, dass wir ordentlich funktionieren. (...) Das ist wie mit einer Kreditkarte. Wenn sich die Schlafschulden anhäufen, wenn man tagelang zu wenig geschlafen hat, dann kommt der geistige Konkurs“...[/caption]

Edle Essenzen: Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland leidet an Albträumen – in Ihrem Heimatland Österreich sieht es ganz ähnlich aus. Kann man eigentlich beeinflussen, was man träumt? Etwa, indem man sich beim Einschlafen oder während des Schlafes mit schönen Düften, harmonischer Musik, den Klängen von Meeresrauschen oder ähnlichem umgibt? Oder ist der Mensch – im Guten wie im Bösen – mehr oder weniger hilflos seinen Träumen ausgeliefert?

Manfred Walzl: Träume sozusagen herbeizuträumen funktioniert nur selten. Meist sind wir mit dem Verarbeiten von Tageserlebnissen, von Querverbindungen in unserem Denken während des Schlafes, so blockiert, dass wir die Träume nicht steuern können. Sie stehlen sich einfach in unser Gehirn. Aber natürlich: Wer zum Beispiel psychischen Belastungen ausgesetzt ist, kann dies in der Nacht als Albtraum wiedererleben. Das haben wir während der Wirtschaftskrise deutlich gesehen, als viel mehr unserer Patienten über Albträume geklagt haben. Was Musik und Wohlfühlen betrifft, ist zu sagen: Alles was entspannt, fördert den Schlaf. Machen Sie nach der Arbeit einen dicken roten Punkt, genießen Sie den Tagesausklang – und Sie werden bemerken, dass der Schlaf zu Ihrem besten Freund werden kann.

Edle Essenzen: Was uns als Journal mit dem Schwerpunkt Kosmetik natürlich ganz besonders interessiert, ist der Beauty-Aspekt des Schlafes. Ist das eigentlich ein Thema, mit dem sich auch die wissenschaftliche Schlafforschung schwerpunktmäßig beschäftigt?

Manfred Walzl: Da gibt es keine Zweifel: Ein ausreichender und qualitätsvoller Schlaf ist ein wirklicher Jungbrunnen. Die Stoffwechselvorgänge regeln sich im Schlaf ein, erholen sich und sind wieder zu voller Funktion bereit. Das kennt doch jeder selbst: Schauen sie sich nach einer Ballnacht oder nach einer Zeit mit wenig Schlaf in den Spiegel. Gehört das faltige Gesicht, das sie da anblickt, überhaupt noch Ihnen...?

Edle Essenzen: In welchem Zusammenhang stehen Schlafmangel und unliebsame Phänomene wie etwa die Entstehung von Übergewicht?

Manfred Walzl: Zahlreiche Studien haben aufgezeigt, dass Übergewicht die Folge von zu wenig Schlaf sein kann. Einfach deshalb, weil – ich habe es schon gesagt – die Stoffwechselvorgänge durcheinander kommen. Der Blutzuckerspiegel wird nicht optimal reguliert, der Blutdruck steigt statt zu fallen. Zudem klettert die Kortisolkonzentration nach oben. Kortisol ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird und Appetit macht, da es für den Eiweiß- ebenso wie für den Kohlenhydrat- und Fetthaushalt sowie für das Immunsystem und für den Hunger eine wichtige Funktion hat. Außerdem wirkt sich die Schlafdauer auf appetitsteuernde Hormone wie Ghrelin und Leptin aus. Kurze Nächte lassen die Konzentration des Appetitanregers Ghrelin steigen, das appetitbremsende Leptin sinkt dagegen in seiner Konzentration ab – und das Hungergefühl nimmt zu. Und wer an Schlafmangel leidet, hat natürlich auch mehr Zeit zum Schlemmen. Das schlägt früher oder später auf der Waage zu Buche. Übrigens: Wer – vor allem als Kind und Jugendlicher - zu wenig schläft, bleibt auch kleiner, da nicht ausreichend Wachstumshormon produziert wird.

Edle Essenzen: Kann man aus wissenschaftlicher Sicht von einem „Schönheitsschlaf“ sprechen? Bleibt also, wer ausreichend schläft, auch länger schön? Oder, umgekehrt: altert äußerlich schneller, wer sich zu wenig Schlaf gönnt?

Manfred Walzl: Die oberflächlichen Folgen des Schlafmangels kennt doch jeder: blasse und trockene Haut, Ringe unter den Augen. Im Schlaf wird nämlich auch ein Wachstumshormon ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass sich unsere Haut regenerieren kann. Wenn wir zu wenig schlafen oder die Tiefschlafphase gestört ist, die für die Ausschüttung des Hormons am wichtigsten ist, macht sich das sofort bemerkbar: Die Haut wird dünner, es kommt zur Faltenbildung. Und so lassen sich sicherlich auch aus kosmetischer Sicht Vorkehrungen treffen, die für eine optimale Regeneration der Haut - und damit für einen perfekten Schönheitsschlaf - sorgen. In der Nacht benutzt man ja auch eine andere Hautcreme als am Tag. Tagsüber benötigt die Haut Schutz vor UV-Strahlen, vor Schmutz und anderen Umweltfaktoren. Nachts, wenn sich die Haut erholt, sind vor allem regenerierende Wirkstoffe, wie Ribonukleinsäuren, wichtig. Und noch eins: Weil sich das Immunsystem im Schlaf regeneriert, neigen Kurz- und Schlechtschläfer viel eher zu Infekten. Also ist jetzt, in der feuchtkalten Jahreszeit, auch ausreichender Schlaf eine gute Vorsorge.

„Machen Sie nach der Arbeit einen dicken roten Punkt, genießen Sie den Tagesausklang – und Sie werden bemerken, dass der Schlaf zu Ihrem besten Freund werden kann“...

Edle Essenzen: Nehmen wir als anschauliches Beispiel einmal zwei eineiige Zwillinge, also zwei genetisch völlig identische Menschen. Beide, sagen wir mal, 70 Jahre alt, ohne nennenswerte Unterschiede in Ernährung, Lebensstil, -umgebung, -milieu und -gewohnheiten. Mit einer Ausnahme: Der eine von ihnen hat sein halbes Leben lang immer nur vier Stunden geschlafen, der andere doppelt so lange, nämlich acht Stunden täglich. Könnte, sollte oder müsste man nennenswerte Unterschiede bemerken?

Manfred Walzl: Ich glaube schon. Meines Wissens fehlen derartige, exakte Untersuchungen aber noch, zumindest gibt es sie nicht im Rahmen größerer Studien. Aber ich denke, dass es gar nicht immer der Forschung bedarf, um solche Fragen zu beantworten. Schauen wir doch nur auf die Volksmedizin und verbeugen uns ein wenig vor dem Wissen unserer Großeltern. Da liegt doch so viel Wahres drin. Und eine Wahrheit heißt: Der Schlaf kann vieles wieder gut machen. Er ist ein ganz bestimmender Faktor unseres Lebens, ein Spiegel unserer Seele. Da haben Haut und Schlaf ja viel gemeinsam …

Edle Essenzen: Glaubt man der Statistik, dann ist die durchschnittliche Schlafdauer bei uns in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken, und zwar von acht auf nunmehr nur noch etwas mehr als sieben Stunden pro Tag – Sie selbst gehen, wie ich kürzlich gelesen habe, sogar von nur noch 6,5 bis 6,8 Stunden aus. Benötigen die Menschen einfach nicht mehr so viel Schlaf wie früher? Oder was sind nach Ihrer Einschätzung die Gründe dafür, dass allgemein immer weniger geschlafen wird?

Manfred Walzl: Es hat sich nichts geändert - wir brauchen noch immer unser ausreichendes Schlafquantum. Doch Berufs- und Freizeitstress kommen unserer Erholung in die Quere. Immer höher, schneller, weiter, besser. Wer Pause macht, ist unten durch. Wie lange geht das noch so weiter? Schon jetzt haben beispielsweise mehr als 40 Prozent der Mitarbeiter im mittleren Management die so genannte Sonntagnacht, können also von Sonntag auf Montag kaum noch schlafen, aus Sorge vor dem Termin mit dem Chef, vor einem Projekt, vor einer Konferenz. Die Folge ist Schläfrigkeit am nächsten Tag, man ist unaufmerksam und unkonzentriert – einfach schlecht drauf. Und dann beginnt sich die Spirale nach unten zu drehen. Wenn wir nicht sehr bald umdenken, fürchte ich, dass die Gesellschaft recht bald gegen die Wand fahren wird.

Edle Essenzen: Ihr deutscher Kollege, der Schlafforscher Professor Jürgen Zulley sagt: „Zu wenig Schlaf macht dick, dumm und krank!“. Klingt ja erst mal recht plakativ - hat er Recht?

Manfred Walzl: Aber ganz sicher, da hat der von mir hochgeschätzte Herr Kollege Zulley völlig recht. Auch ich sage in meinen Vorträgen immer beinahe kabarettistisch: Schlafdiagnostik ist eigentlich ziemlich einfach: Wenn sie einem kleinen, dicken Dummen begegnen, dann dürfte der mit ziemlicher Sicherheit eine Schlafstörungen haben. Na, ganz so ist es zwar nicht, es trifft aber des Pudels Kern.

Edle Essenzen: Was genau ist eigentlich „zu wenig Schlaf“? Kann man das – in Anbetracht des ja doch recht individuellen Charakters des Schlafbedürfnisses – überhaupt allgemeingültig sagen?

Manfred Walzl: Noch einmal: Schlaf ist wirklich etwas Individuelles. Die Acht-Stunden-Regel gilt nach wie vor. Aber man muss natürlich auch die Schlafqualität berücksichtigen. Bestehen ausreichende Tiefschlafphasen, reicht der REM-Schlaf aus? Und so weiter. Wenn man dann am Morgen sagen kann: Ich bin o.k., ich fühle mich gut ausgeruht, dann ist der Schlaf zu seinem Recht gekommen. Ihr Körper wird es Ihnen danken.

Edle Essenzen: Diverse Schlafstudien haben ergeben, dass das Herzinfarkt- und Sterblichkeitsrisiko bei Zu-Wenig-Schläfern dramatisch steigt. Bestünde ein „Jungbrunnen-Effekt“ des Schlafes also bereits darin, dass wer länger schläft, in der Regel auch länger lebt? Und kann man einen solchen Effekt in Lebensjahren ausdrücken?

Manfred Walzl: Da ist die Schlafmedizin ein noch zu junges Fach, um verlässliche Auskünfte geben zu können. Sicher ist aber schon jetzt, dass es mit dem Schlaf in jungen Lebensjahren nicht weit her ist. Schon jedes vierte Kind hat Schlafstörungen, 75 Prozent dieser Kinder zeigen am nächsten Tag in der Schule Aggressionen, Unaufmerksamkeit und Schläfrigkeit. Weil sie zu kurz schlafen, siehe Spielekonsolen und DVDs bzw. nachfolgend etwa unter Albträumen leiden. Auch hier wäre es höchst an der Zeit, gegenzusteuern.

„Man kann heute davon ausgehen, dass mehr Menschen durch Schläfrigkeit, als durch Alkohol am Steuer verletzt werden oder gar ums Leben kommen“...[/caption]

Edle Essenzen: Neben den gesundheitlichen bis hin zu letalen Folgen von Schlafmangel für den einzelnen Menschen scheint das Problem aber auch eine größere, gesamtgesellschaftliche Dimension zu haben – so soll etwa jeder dritter Verkehrsunfall durch Übermüdung und Schlafmangel verursacht werden. Damit wäre Schlafmangel sogar eine häufigere Ursache für Verkehrsunfälle als Alkohol oder andere Rauschmittel…

Manfred Walzl: Ja, ganz richtig. Jeder dritte tödliche und jeder vierte Verkehrsunfall insgesamt dürfte durch zu schläfrige Fahrer verursacht werden. Im Rahmen großer Studien mussten wir aber in Österreich mittels eines Messgerätes – der Pupillometrie - beweisen, dass Schläfrigkeit am Steuer nach wie vor völlig unterschätzt wird. Dabei waren rund die Hälfte aller LKW-und Busfahrer sowie rund ein Drittel aller PKW-Lenker zu müde unterwegs. Man kann heute davon ausgehen, dass mehr Menschen durch Schläfrigkeit, als durch Alkohol am Steuer verletzt werden oder gar ums Leben kommen.

Edle Essenzen: Sie selbst führen sogar Jahrhundert-Katastrophen wie das Challenger-Unglück und den Tschernobyl-Super-GAU auf diese Ursache zurück – klingt ja fast ein wenig wie eine abenteuerliche Verschwörungstheorie. Lassen sich solche Zusammenhänge tatsächlich belegen?

Manfred Walzl: Diese Tatsachen sind der Schlafforschung längst bekannt und wissenschaftlich belegt. Sie stammen daher nicht von mir. Die Zusammenhänge habe auch ich – wie jeder, der es möchte – nachgelesen. Einfach mal googeln …

Manfred Walzl, Pupillometrie im Einsatz an der Autobahn: das Testgerät zeigt sofort an, ob der Fahrer schläfrig ist.

Edle Essenzen: Wie hoch ist also letztlich der Preis, den die Gesellschaft dafür bezahlt, dass wir uns immer weniger Schlaf gönnen? Ließe sich das statistisch seriös – etwa in Euro-Kosten – ausdrücken?

Manfred Walzl: Es gibt da ziemlich beeindruckende Schätzungen. Rechnet man Fehlerquoten, Produktionsverluste und Unfälle zusammen, so kann man von rund 400 Milliarden Euro ausgehen, die weltweit durch Schläfrigkeit am Arbeitsplatz verursacht werden - was also bedeutet, dass es um rund 40 Milliarden in Deutschland oder vier Milliarden in Österreich geht. Eine hübsche Summe, die man einsparen könnte, wenn das Thema Schlaf auch in der Arbeitswelt und Arbeitsmedizin mehr Berücksichtigung fände.

Edle Essenzen: „Jungbrunnen Schlaf“ ist das Thema unseres Interviews – Sie haben aber interessanterweise auch ein Buch geschrieben, das den für manch einen gewiss verheißungsvollen Titel „Jungbrunnen Bier“ trägt. Gibt es etwa auch einen Beauty-Effekt beim Biertrinken? Klären Sie uns auf…

Noch ein sprudelnder Jungbrunnen: Bier! „Bier ist reich an Vitaminen, vor allem an Panthothensäure, die man ‚Königin der Hautvitamine‘ nennt“.

Manfred Walzl: Das ist eine Frage, über die wir stundenlang plaudern könnten. Nur so viel: Bier ist z. B. reich an Vitaminen, vor allem an Panthothensäure, die man ‚Königin der Hautvitamine‘ nennt. Ein Bierbad glättet die Haut, sorgt für einen schöneren Teint und kräftigt das Haar. Aber nicht einmal das ist neu. Schon Cleopatra hat – glaubt man der Überlieferung - nicht nur in Ziegen- und Eselsmilch gebadet, wenn sie auf Caesar oder Marc Anton gewartet hat, sondern auch in Bier. Da wird dann wohl der alte Schlager entstanden sein: „Lass‘ mich doch dein Badewasser schlürfen“

Edle Essenzen: Ein Koch kann in der Regel besser kochen, ein Mathematiker besser rechnen als die meisten seiner Mitmenschen; kann man als Schlafforscher eigentlich auch automatisch besser schlafen? Eröffnet also die intensive Beschäftigung mit dem Thema Schlaf auch die Himmelspforten zu einer ungestörten Nachtruhe – oder haben Sie auch mal Probleme mit dem Einschlafen?

Manfred Walzl: Ob meine schlafforschenden Kollegen in diesem Sinn besser schlafen, weiß ich nicht. Für mich gilt: Ich habe, wie schon gesagt, das Glück, vielleicht sogar die Gnade, auch – und gerade – in Drucksituationen immer ausreichenden Schlaf zu finden. Der Trick ist wahrscheinlich das Abschalten. Und daran zu denken: Morgen ist auch noch ein Tag! Probieren Sie es einfach aus. So manches wird wieder leichter von der Hand gehen, wenn Sie sich nicht ständig – vor allem nachts – an das Problem klammern. Aber ich weiß schon: Das ist natürlich viel leichter gesagt als getan …

Edle Essenzen: Herr Professor Walzl, wir danken Ihnen ganz herzlich dafür, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben - und wünschen einen angenehmen Schlaf!

Manfred Walzl: Ganz herzlichen Dank. Es hat mir viel Spaß gemacht. Und natürlich gilt auch für Sie: Schlafen sie gut! Und nicht zu kurz!______________________________________________________________________________

Zur Person: Univ.-Prof. Dr. Manfred Walzl

Unser Gesprächspartner Manfred Walzl studierte als Wissenschaftsjournalist in Graz Medizin. Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin und zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Habilitation für das Fach Neurologie. Univ.-Professor im Jahr 2000. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeit liegt vor allem im Bereich Schlafmedizin (u.a. Verkehrssicherheit und Arbeitswelt) und Public Health.

Walzl ist Fellow des American College of Angiology, Fellow der Royal Society of Medicine in London, stellvertretender Vorsitzender des Landessanitätsrates Steiermark und Vertreter des Landes im Beirat der Gesundheitsplattform Steiermark.

Univ.-Prof. Dr. Manfred Walzl leitet die Schlafmedizin an der Landesnervenklinik in Graz. Seine bisherige wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit umfasst sechs Bücher (u.a. „Schlaf gut!“, Verlagshaus der Ärzte, Wien; „Jungbrunnen Bier“, Wilhelm Goldmann Verlag, München) und über 1.600 Vorträge bzw. Publikationen.


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