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Mythos Naturdüfte

25.04.2022 09:20

Ist natürlicher Duft immer besser als künstlich?

Was bedeutet eigentlich der Begriff "natürlich"? Eigentlich eine philosophische Frage, die sich ein wenig abstrakt ausnimmt in unserer Welt der noblen Düfte und Essenzen - aber nur auf den allerersten Blick. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, wie "natürlich" eigentlich die Inhaltsstoffe der Düfte und Kosmetika sind, ob einige künstliche Bestandteile nicht eventuell schädlich sind?

Was heißt eigentlich "natürlich" bei Düften?

Manchmal sprechen wir von einem "natürlichen" Duft und meinen einfach einen Duft, dessen Komposition an Duftnoten angelehnt ist, die wir aus der Natur kennen, oder einfach frische, grüne Düfte - hier ist dann nur von der Wirkung des Duftes die Rede, nicht von seiner Zusammensetzung. In einem engen Sinn ist mit "natürlich" im Zusammenhang mit einem Parfum aber eher gemeint, dass der in Frage stehende Duft aus Inhaltsstoffen besteht, die (mehr oder weniger) direkt aus der Natur gewonnen wurden und weder zusammengesetzt noch künstlich imitiert sind. Nur wenige Parfümeure beschränken sich ausschließlich auf natürliche Substanzen.

Warum natürliche Substanzen manchmal einfach nicht genug sind...  

Duften wirklich nur natürliche Düfte Duften wirklich nur natürliche Düfte "natürlich"?

- Das Spektrum der Aromen, aus denen der Parfümeur wählen kann, wäre sehr eingeschränkt - nicht jeder Duft ist ohne weiteres extrahierbar. Der Duft von Maiglöckchen etwa muss abstrakt nachgebaut werden. Auch der wundervolle Fliederhauch in Olivia Giacobettis En Passant ist in mühevoller Detailarbeit "nachgebaut" worden.

- Anders als verbreitet angenommen, ist die Wahrscheinlichkeit einer allergischen Reaktion bei  natürlichen Duftölen deutlich höher als bei künstlichen Substanzen. Der natürliche Riechstoff Eichenmoos etwa wurde durch die EU inzwischen als allergen eingestuft und wird nur noch in geringen Dosierungen eingesetzt, sehr zum Leidwesen aller Liebhaber von Chypre-Düften.

Andy Tauer Andy Tauer brachte es im Essenza Nobile Interview neulich auf den Punkt.

- Dass künstliche Riechstoffe grundsätzlich weniger hochwertig sind als natürliche, ist ein weit verbreiteter Irrtum - es gibt sehr preiswerte natürliche Substanzen (die auch gewissen Qualitätsschwankungen unterworfen sind) und auf der anderen Seite hochwertige, weil aufwändig produzierte künstliche Substanzen, die man in einer gelungenen Komposition nicht missen möchte - stellen Sie sich Maurice Roucels Dans Tes Bras ohne Cashmeran vor!

- Einige natürliche Riechstoffe sind nur noch sehr selten oder gar nicht mehr aufzutreiben - denken Sie an Moschus. Und einige Riechstoffe, die zentrale Bestandteile großer Parfumklassiker sind, waren seit Anbeginn künstlich zusammengesetzt, etwa die Aldehyde.

- Ein ganzes ist mehr als die Summe seiner Teile, wie Andy Tauer es kürzlich im Gespräch mit Essenza Nobile so treffend ausgedrückt hat - ein Duftkunstwerk gewinnt seine Aura weniger durch die Herkunft der einzelnen Bestandteile, sondern durch deren Abstimmung und Kombination in den Händen eines hochkarätigen Parfümeurs.

...und warum die Natur manchmal doch nicht zu übertreffen ist

Andererseits ist auch die Auffassung, nichts gehe über die Reinheit natürlicher Duftbausteine, gut begründet - die besondere Tiefe und der Facettenreichtum im Vergleich zu vielen künstlichen Bestandteilen wird hier oft erwähnt. Der Duft Dark Saphir von Agonist etwa besteht zu 100% aus natürlichen Inhaltsstoffen, was seinen Facettenreichtum und seine besondere Tiefe unterstützt.

Tanja Bochnig setzt für ihre Duftkollektion April Aromatics  aus Prinzip nur rein natürliche Substanzen pflanzlicher Herkunft ein - die Düfte sind so nicht nur komplett biologischer Herkunft, sondern auch rein vegan. Hier kommt zu der rein handwerklichen Komponente auch eine weltanschauliche hinzu - weil ein Duft eben nicht einfach ein profaner Gebrauchsgegenstand ist, sondern mit der Persönlichkeit des Trägers auf möglichst vielen Ebenen korrespondieren soll. Die Herkunft der Bestandteile ist eine davon.

Auch The Different Company wurde aus der Überzeugung heraus gegründet, dass die Duftstoffe, die uns die Natur spendet, durch nichts zu übertreffen sind und alle Nuancen bieten, die man für die Komposition großartiger Düfte braucht. Die Düfte sind zu 99% aus natürlichen Inhaltsstoffen und wurden hierfür auch von Greenpeace prämiert.

Natur oder Kultur?

Kann man definitiv entscheiden, ob rein natürliche Düfte oder zusammengesetzte die besseren sind? Für beide Seiten gibt es gute Gründe. Es gibt vielleicht keine rationalen Gründe, ausschließlich auf natürlichen Bestandteilen zu bestehen, die Gründe sind vielmehr emotionaler, weltanschaulicher oder ästhetischer Natur - aber sind es nicht gerade Emotionen und Ästhetik, die uns zu bestimmten Düften treiben und von anderen eher wegziehen? Oder haben Sie schon einmal rational entschieden, ob Sie einen Duft mögen oder nicht?


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