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Düfte-Kuriosum: Parfümierte Müllkippen

20.04.2022 09:03

Dass Parfums in früheren Tagen – etwa zu Zeiten Ludwigs XIV. – oftmals dazu dienten, die unliebsamen olfaktorischen Auswirkungen mangelnder Wasch- und Körperpflegekultur mit intensiv duftenden Wohlgerüchen zu übertünchen, ist wohl weithin bekannt. Aber haben Sie auch schon mal von einer Mülldeponie gehört, die großflächig mit Parfum besprüht wird, um ihren… nun ja, etwas unvorteilhaften Eigengeruch zu kaschieren und sie besser riechen zu lassen?

Mülldeponie

Die Mülldeponie: traditionell nicht gerade ein Dorado für Liebhaber edler Düfte…

Was hierzulande fast so verschwenderisch-dekadent anmuten mag wie mit Champagner gefüllte Swimmingpools, Bahnhofstoiletten aus purem Gold oder beheizte Bürgersteige, ist in der chinesischen Hauptstadt Peking ganz normal: Parfümierte Müllkippen. Auf dem Gelände der Asuwei-Mülldeponie etwa wurden im vergangenen Jahr rund 100 gigantische Parfum-Kanonen installiert, die den übel riechenden Müll der Stadt permanent mit lieblichen Duftnoten benetzen. Die Mega-Sprühflakons basieren auf deutscher und italienischer Technologie und können mehrere dutzend Liter Parfum pro Minute abfeuern – und das bis zu 50 Meter weit! Dagegen wirkt selbst der gigantomanische 2-Liter-Flakon von Nasomattos „Black Afgano“ aus dem letzten Frühjahr wie ein kleines Probierfläschchen für die Jackentasche…

Hintergrund der kuriosen Müllbeduftungs-Maßnahme: Mit dem chinesischen Wirtschaftswachstum und den damit einhergehenden, veränderten Konsumgewohnheiten im „Reich der Mitte“ wachsen auch die Müllberge des Landes ins Unermessliche. Allein die Stadt Peking produziert rund 18.000 Tonnen Müll täglich – mit steigender Tendenz. Aber nur gerade mal etwa zwei Prozent des Abfalls wird verbrannt, und weniger als vier Prozent dem Recycling zugeführt. Der große Rest landet auf riesigen Abfallhalden im Umkreis der Stadt. Und die werden täglich größer...

Pekings Müllproblem stinkt also im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel, und die dadurch verursachte Geruchsbelästigung wird zunehmend zu einem ernsthaften Problem für die Anwohner der Mülldeponien in der Millionenmetropole; angesichts dieser Entwicklung ist es kein Wunder, dass man sich in China quasi kurzerhand auf jene alte Gepflogenheit aus dem europäischen 17. Jahrhundert besann, schlechte Eigengerüche einfach zu überdecken und diese großzügig „wegzuparfümieren“. Frei nach dem Motto: Was beim guten, alten Ludwig XIV. funktioniert hat, kann ja auch für Müllkippen nicht ganz verkehrt sein!

Peking

Mega-Metropole Peking: Mit der Wirtschaft wächst auch das Müllproblem

Welcher Duft genau dabei zum Einsatz kommt, und welche aromatischen Duftnoten es sind, die sich da in den Lüften über chinesischen Müllkippen entfalten, war zunächst nicht in Erfahrung zu bringen (es soll sich aber wohl um aus Pflanzenextrakten gewonnene Duftessenzen handeln). Doch auch wenn man gewiss annehmen darf, dass es nicht gerade ein Parfum von Maison Francis Kurkdjian, Amouage oder Clive Christian ist, mit dem Chinas überdimensionale Müllhalden täglich beduftet werden: Die regelmäßige Parfümierung riesiger Abfallberge wird allemal nicht ganz unerhebliche Kosten verursachen. Dafür riecht es jetzt aber auch wieder besser in der Nachbarschaft so mancher chinesischer Mülldeponie… was zwar nicht das Müll-, aber immerhin das damit verbundene Geruchsproblem für die Anwohner etwas lindert.

Gut möglich also, dass die Müllkippe der Zukunft - so sie denn etwas auf sich hält! - nur noch gut parfümiert in den Tag startet. Dass Liebhaber edler Parfums aber womöglich irgendwann statt in ihre Stamm-Parfümerie zur nächstgelegenen Mülldeponie pilgern werden, um die neuesten Trend-Düfte zu erschnuppern - das erscheint dann doch etwas unwahrscheinlich…

Ludwig XIV.

Badete nur selten in Wasser - aber dafür umso öfter in Parfüm: Ludwig XIV.

Bildquelle Mülldeponie/Peking/Ludwig XIV.: Wikipedia (alle Fotos gemeinfrei).


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