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„Man war hingerissen von der blühenden Meerjungfrau“: Interview mit Silvio Ruocco

27.04.2022 08:11

Silvio Ruocco Aria di Capri, Corallium, Carthusia Lady, Fiori di Capri oder Via Camerelle: Die klangvollen Namen der noblen Mediterran-Düfte aus dem Hause Carthusia sind weithin bekannt. Aber kennen Sie auch den Inhaber von Carthusia? Sein Name ist Silvio Ruocco.

In den 1990er Jahren erwarb der gebürtige Caprese die Parfum-Manufaktur Carthusia – und schrieb seither deren Erfolgsgeschichte fort. Eine ebenso bewegte wie traditionsreiche Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht und im alten capresischen Kartäuserkloster Certosa di San Giacomo wurzelt. Eine Geschichte aber auch, die untrennbar mit der Kindheit von Silvio Ruocco verbunden ist.

In unserem Exklusiv-Interview erzählt Silvio Ruocco von seiner Kindheit auf Capri – und über die Zukunft von Carthusia. Außerdem erklärt er, warum es bald ein Carthusia-Parfum geben wird, das nicht etwa nach Capri oder Mittelmeer, sondern nach dem Central Park in New York benannt ist. Und natürlich, wie das duftet…

Essenza Nobile: Signore Ruocco, lassen Sie uns zu Beginn dieses Interviews über Kindheitserinnerungen sprechen! Sie sind ein alteingesessener Caprese. Für uns als Festland-Europäer klingt „Capri“ ja immer so ein bisschen nach Paradies. Obwohl Capri nur eine kleine Insel mit etwa 14.000 Einwohnern ist, gibt es so einige bekannte Popsongs, die von der Schönheit und Romantik Capris handeln. Sogar Frank Sinatra hat über „The isle of Capri“ gesungen. Wie war es für Sie, auf Capri aufzuwachsen?

Capri Sonneninsel und Sehnsuchtsort: Capri

Silvio Ruocco: Für einen Capresen der Nachkriegsgeneration, wie ich es bin, war es ein spannender und aufregender, nicht immer ganz einfacher Weg, den Aufstieg und Erfolg der Insel zu erleben und den im Entstehen begriffenen internationalen, gebildeten und wohlhabenden Tourismus anzuerkennen. Tagtäglich hatten wir es mit unbeschwerten Urlaubern zu tun, während für uns Inselbewohner der Alltag aus Arbeit bestand, im ständigen Bemühen, dem ungestümen und unerwarteten Erfolg der Insel gewachsen zu sein.

Essenza Nobile: Es heißt, dass sie schon als Kind in den Gärten um das alte Kartäuserkloster Certosa di San Giacomo auf Capri gespielt haben…

Silvio Ruocco: Das Kartäuserkloster und die nahe gelegenen Gärten des Augustus stellten die gesamte Welt der damaligen jungen Einwohner Capris dar, die Schule mit den Klassenräumen, die noch heute den Blick auf den antiken Kreuzgang gewähren und die Gärten, die den Schauplatz für unsere ersten Rendezvous, die ersten Küsse und die erste Zigarette bildeten.

Essenza Nobile: Welche sind Ihre ersten und prägnantesten Erinnerungen an das Kloster und das legendäre Carthusia-Laboratorium?

Silvio Ruocco: Man war hingerissen von jener schönen blühenden Meerjungfrau, die schon damals vor der Parfum-Manufaktur Carthusia thronte (ein von dem Maler Mario Laboccetta im Jahr 1948 angefertigtes Bildnis einer von wundersamen Blüten umgebenen Nixe, das zum Logo und Sinnbild von Carthusia wurde; Anm. d. Red.) oder von der Alchemie, die uns der Kartäuserpater Dr. Iovine, der Gründer der Manufaktur, oft im Austausch gegen die von uns gesammelten Gewürzpflanzen zeigte, die wir ihnen brachten und für die wir dann mit einem Eis (Sorbet) aus dem nahe gelegenen Kiosk „bezahlt“ wurden.

Certosa di San Giacomo „Schauplatz für unsere ersten Rendezvous, die ersten Küsse und die erste Zigarette“: die Gärten um das alte Kartäuserkloster Certosa di San Giacomo bergen jede Menge Erinnerungen

Essenza Nobile: Wie riecht „Ihre” Insel eigentlich? Was sind die typischen Duftnoten in der Luft von Capri?

Silvio Ruocco: Mit dem kommenden Winter und dem zunehmend stärker werdenden Wind ist die Salzigkeit zu dieser Jahreszeit besonders gegenwärtig. Ansonsten ist die Insel Capri berühmt für ihre reiche Flora, wir zählen fast 500 verschiedene Pflanzen. Im Frühling gibt es eine Mischung aus Jasmin, Geranien, Oleander etc., aber auch von Obstbäumen wie Feigen, Orangen oder Mandarinen.

Essenza Nobile: Seit den 1990er Jahren sind Sie der Inhaber von Carthusia. Wie kam es dazu, dass Sie Carthusia übernahmen?

Silvio Ruocco: Die Jahre vergehen und die Bedürfnisse ändern sich. Die capresischen Handwerksmeister, Schneider, Schuster, Konditoren, Eismänner und Korallenhändler werden Kaufleute und die alten Künste verschwinden langsam aber unaufhaltsam. Auch die alte Parfum-Manufaktur, die ohnehin schon mehrfach den Eigentümer gewechselt hat, ist dem langsamen Untergang geweiht. Es war Anfang der 90er Jahre, als ich, verliebt in diese meine Insel und in der Hoffnung, das letzte Beispiel örtlichen Handwerks erhalten zu können, das kleinste Parfum-Labor der Welt erwarb. Ich verwandelte es, interpretierte die alten Düfte neu und veränderte ihre Verpackung, behielt dabei jedoch stets ihre Tradition und Geschichte im Auge.

Carthusia - Blühende Meerjungfrau „Man war hingerissen von jener schönen blühenden Meerjungfrau“: Die Nixe mit dem Mut zum eigenen Stil und extravaganten Outfit ist das Logo und Sinnbild des Hauses Carthusia

Essenza Nobile: Ihre Wurzeln liegen ja eigentlich im Schmuckgewerbe. Wie schwierig war es für Sie, mit der Parfumbranche vertraut zu werden und eine schon so lange bestehende, traditionsreiche Duftfirma zu übernehmen?

Silvio Ruocco: Als Juwelier, der ich eigentlich von Beruf bin, ist mir die Liebe zum Detail eigen; ich bin das Schöne und den Umgang mit einer internationalen Kundschaft gewöhnt. Es war für mich also nicht besonders schwer, mich auf dieses neue Abenteuer einzulassen. Folgerichtig erbrachten der Übergang und der Versuch einer Internationalisierung des Unternehmens hervorragende Ergebnisse, die später in einer wertvollen Zusammenarbeit mit dem Teatro San Carlo (dem ältesten Opernhaus Europas), mit Harrods und der Central Park Conservancy mündete.

Essenza Nobile: „Central Park“ ist ein gutes Stichwort für meine nächste Frage. Auf der letzten Pitti Fragranze in Florenz haben Sie die Messebesucher mit einem neuen Duft überrascht, der ziemlich ungewöhnlich für Carthusia zu sein scheint. Er trägt den Namen „The Essence of Central Park”. Nun, normalerweise erwartet man von Carthusia Parfums mit Bezug zu Capri und zum Mittelmeer; aber der Central Park liegt tausende von Kilometer weit davon entfernt – in New York! Wie kam es dazu, dass Sie sich dieses sehr „amerikanischen“ Themas annahmen? Ist das Capris Antwort auf Amerikas Frank Sinatra und seinen Song über Capri?

Silvio Ruocco: Warum der Central Park? Weil er eine grüne Insel im Herzen von Manhattan ist und die Begegnung der Essenzen der beiden Inseln zwangsläufig einen außergewöhnlichen Duft hervorbringen musste. Ich bin aus geschäftlichen Gründen häufig in New York und da ich ein „Runner“ bin (Silvio Ruocco ist ein passionierter Dauerläufer; Anm. d. Red.), komme ich nicht umhin, stets eine Runde in diesem bezaubernden Park zu drehen – daher die Idee.

The Essence of Central Park Ein grüner Blick in die Zukunft: The Essence of Central Park auf der Parfummesse Pitti Fragranze in Florenz

Essenza Nobile: Welche Duftnoten enthält The Essence of Central Park?

Silvio Ruocco: Der strahlende grüne Akkord von The Essence of Central Park eröffnet mit sanften, erfrischenden mediterranen Kopfnoten. Während sich im Herzen des Dufts ein Magnolien-Bouquet entfaltet, werden die vibrierenden, prickelnden Aromen von Zitrusfrüchten und üppigem Wermut von einer tief beruhigenden, harzigen Basis aus hellen Hölzern und Amber gebändigt.

Essenza Nobile: Und wann wird The Essence of Central Park erscheinen?

Silvio Ruocco: Die Markteinführung wird im März im berühmten Bergdorf & Goodman in New York und gleichzeitig in Europa sein.

Carthusia „Es war Anfang der 90er Jahre, als ich, verliebt in diese meine Insel (...) das kleinste Parfum-Labor der Welt erwarb“: die Carthusia-Manufaktur auf Capri

Essenza Nobile: Die Geschichte von Carthusia reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Aber über die Carthusia-Historie wurde schon oft und viel gesprochen; lassen Sie uns daher lieber den Blick in die Zukunft richten. Eine beliebte Frage aus Vorstellungsgesprächen lautet: „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“. Ich möchte Ihnen zum Schluss eine ähnliche Frage stellen: Wo sehen Sie Carthusia in,… sagen wir einmal – 10, 20 … oder 100 Jahren?

Silvio Ruocco: Die Kinder (gemeint sind Silvio Ruoccos drei Kinder Virginia, Riccardo und Fabrizio; Anm. d. Red.) werden, eines hoffentlich weit entfernten Tages, die Zukunft sicherstellen. Fabrizio ist Diplom-Gemmologe (Absolvent des G.I.A., Gemmological Institute of America) und leitet den Juwelierladen Virginia – der nach hergebrachter Inseltradition nach meiner Mutter benannt ist. Virginia hat einen Abschluss in orientalischen Sprachen und ist nach ihren Erfahrungen in London und Tokio (also wiederum auf Inseln) zurückgekehrt, um sich um das Marketing zu kümmern, während Riccardo die Entwicklungen auf dem US-Markt verfolgt. Diese leidenschaftlichen und begeisterten Kräfte sind die Antworten auf Ihre Fragen nach der Zukunft von Carthusia.

Essenza Nobile: Signore Ruocco, grazie mille per questa intervista!

Carthusia


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